Re:publica 2016 Vortrag: Spree:publik – Ein Hafen für Kulturflöße

03.05.2016 → 17:30 – 18:00

Short thesis

Erobern wir gemeinsam die Spree! Unter diesem Motto bemüht sich die Initiative Spree:publik, Berlins Wasser- und Uferflächen für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bisher sind die Spree und ihre Kanäle scheinbar unerreichbare Orte, die ausschließlich für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Es mangelt an Informationen und Ressourcen zur Potenzialnutzung. Mit Spree:publik soll ein gemeinsamer Schaffensraum und Hafen für Berliner Kulturflöße entstehen, die als schwimmende Plattformen Freiräume für subkulturelle und politische Veranstaltungen bieten.

Description

In Berlin sind in den vergangenen Jahren durch unterschiedliche  Gruppen junger, engagierter MacherInnen Flöße entstanden, die schwimmende Freiräume für subkulturelle und politische Veranstaltung auf dem Wasser schaffen und dadurch einen Beitrag zu einer sozialen und lebenswerten Stadt leisten. Den Kulturflößen gemein sind nicht-kommerzielle Nutzungsstrukturen, Eigenbau aus Recyclingmaterialien sowie Offenheit durch Teilhabe von BerlinerInnen bei Veranstaltungen. Sie vertreten insgesamt etwa 100 Personen, die die einzelnen Flöße ehrenamtlich betreiben und sich für die Demokratisierung und Öffnung der Wasser- und Uferflächen Berlins engagieren.

Gemeinsam setzen sich diese Flöße für den Aufbau eines Berliner Hafens für Kulturflöße SPREE:PUBLIK ein, der den Betrieb mehrere Flöße im Innenstadtraum ermöglicht. Unsere Kernziele sind der Wahrnehmungswandel über und die partizipative Nutzung von öffentlichen Wasserstraßen als soziale und kulturelle Freiräume, das Verdeutlichen des Einflusspotenzials von Graswurzelbewegungen, sowie die Vernetzung von einzelnen Kollektiven und Freiraumsuchenden.

Wir befinden uns derzeit in der Auslotung und Entwicklung bestehender Möglichkeiten und laden ein zu einer offenen Diskussion über urbane Strategien zur Schaffung und Gestaltung von Freiflächen auf und am Wasser. Zudem bieten wir eine Floßfahrt durch den umliegenden Kanal, um die Potenziale des Wassers als sozialen Interaktionsraum erlebbar zu machen und zu zeigen, wie man urbanen Raum zurückerobern kann.

Zitty: Die ökologischen Aktivisten

Euch das Ufer, uns die Spree

Vivien Barnier und die Bootschaft bringen Kino aufs Wasser

FloßkinoFoto: Jannis von Oy
Floßkino
Foto: Jannis von Oy

Auf einer Wiese am Landwehrkanal sitzen gut 200 Menschen und blicken auf eine Leinwand. Vivien Barnier, 26, ist gleichzeitig Zuschauer und Organisator, denn die Leinwand befindet sich auf der Wackelberry, einem Boot, das er mit einem Kollektiv von etwa 15 Leuten gebaut hat: der Bootschaft. Der heutige Abend nennt sich Floßkino. Gezeigt werden Kurzfilme befreundeter Künstler und einer Dokumentarfilmerin, die einen Film über indigene Völker am Amazonas zeigt. Zuvor hat ein Musiker gespielt, und es gab Kartoffelsuppe, ebenso kostenfrei wie der gesamte Abend. Auf Profit, das wird deutlich, ist die Bootschaft nicht aus.

Auf Profit ist die Bootschaft nicht aus

Die Wackelberry ist ein Katamaran, im Frühjahr 2011 aus Kunststoffschwimmkörpern und Holz erbaut. Die Bootschaft ist eine heterogene Truppe, in der sich Künstler ebenso wie Ingenieure zusammengefunden haben. Sie haben den Anspruch, dass das Boot kein reines Freizeitvergnügen sein, sondern politisch-künstlerischen Zwecken dienen soll. Sie begleiten Demonstrationen oder organisieren Workshops zu ökologischen Themen genauso wie Lesungen, etwa der Asyl-Monologe. Auf die Frage, ob die Wackelberry schon mit der Wasserschutzpolizei in Kontakt kam, muss Barnier lachen. „Am Anfang haben sie uns jedes Mal kontrolliert. Doch ich muss auch sagen: Sie waren immer erstaunlich kulant.“ Fliehen könnten die Aktivisten sowieso nicht: die Wackelberry erreicht kaum mehr als 3,5 Stundenkilometer.

Die Bootschaftler werden oft gefragt, ob sie beim Floßbau beraten könnten. Sie helfen gerne, wobei ihnen der ökologische Aspekt wichtig ist, Barnier beschäftigt sich im Studium mit regenerativen Energiesystemen. Den Strom für das Floßkino liefert ein selbst gebauter Solarzellenwagen. Jannis von Oy

Weitere Floßkinotermine gibt es auf www.bootschaft.org

https://www.zitty.de/die-okologischen-aktivisten/