Tagesspiegel: Linksfraktion will erneut Ankerverbot für den Rummelsburger See beim Bund durchsetzen

von Robert Klages

Schon die Senatsverwaltungen sowie die Bezirke scheiterten mit ihren Forderungen nach einem Ankerverbot auf dem Rummelsburger See. Denn dieser ist als Bundeswasserstraße Eigentum des Bundes. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) hatte 2019 das Ankerverbot abgelehnt – hier der Streit nachzulesen. Ankerverbot darf nicht mit Anlegeverbot verwechselt werden, was für uns Seichtwassermatros*innen und Landratten nicht ganz einfach ist manchmal: Ankern heißt AUF dem See, Anlegen AM See, also an den Spundwänden. Anlegeverbote können durch die Bezirke erlassen werden – und das wurden sie bekanntlich bereits. Um es noch komplizierter zu machen, nennen sie es „Festmache- und Liegeverbot“. Ein Ankerverbot gibt es weiterhin nicht – derzeit hat die Polizei lediglich ein Fahrverbot erlassen, dazu kommen wir gleich.

Die Linksfraktion meint, der Bund könnte seine Meinung in Sachen Ankerverbot in den letzten Wintern geändert haben. In einem Antrag wird ein Ankerverbot gefordert – Entscheidung in der nächsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 18. März. Auf dem See seien immer wieder Boote gesunken, so die Linken. Zuletzt hatte die Schifffahrtspolizei den See gesperrt, da nach der Eisschmelze Boote gesunken und Schifffahren beeinträchtigt gewesen seien sollen – wie berichtet. Das Fahrverbot ist weiterhin aktuell. Die Linksfraktion schreibt: „Da der Zustand vieler schwimmender Objekte auf dem See vermuten lässt, dass ähnliche Gefährdungen aufgrund sinkender Boote wieder auftreten können, liegt die Vermutung nahe, dass bei der WSV ein Sinneswandel eingetreten ist und sie nun einem erneuten Antrag für ein Ankerverbot zustimmen wird.“

Wie viele Boote liegen derzeit auf dem Grund oder mussten von der Polizei geborgen werden? Die Pressestelle der Polizei konnte dazu keine Angaben machen, man habe auch bei der Wasserschutzpolizei nachgefragt und wisse von keinen Bergungsarbeiten oder gesunkenen Booten. Dabei ist bekannt, dass die Wasserschutzpolizei bei einem Einsatz ein gesunkenes Boot entdeckt, aber vergessen hat, eine Boje dahinzusetzen – nun suchen sie den Seegrund danach ab. Das ist wohl aber auch das einzige Boot auf dem Grund. Ein weiteres Boot wurde geborgen, wie Seebewohner*innen mir erzählen und dokumentiert haben –  das war aber außerhalb des Sperrbereichs.

Claudius Schulze von „Spree:Publik“, der mit dem Atelierboot auf dem See und der Einohr-Katze, sagt: „Wir finden, dass mit Bootsbesitz Verantwortung einhergeht. Bei so vielen Booten kann immer mal was passieren, dann helfen wir gerne. Diesen Winter haben wir einige Boote aus Seenot gerettet. Das Fahr- und Ankerverbot wegen einem einzigen gesunkenen Bootes scheint doch etwas überzogen.“ „Spree:publik“ hatte zuletzt über 200 Fahrräder, Einkaufswagen und E-Roller aus der Spree gezogen. Ein Dankeschön von der Stadt gab es dafür nicht. Vielleicht aber nun ein Ankerverbot?

https://leute.tagesspiegel.de/lichtenberg/macher/2021/03/09/161675/linksfraktion-will-erneut-ankerverbot-fuer-den-rummelsburger-see-beim-bund-durchsetzen/

Berliner Zeitung: Umweltschützer fischen Schrott-Fahrräder aus der Spree

Aktion an der Oberbaumbrücke:

Auf dem Grund des Flusses liegen große Mengen Unrat. Aktivisten gehen dagegen vor: Sie angeln Räder, Roller und anderen Abfall aus dem Wasser.,

Der Schrott türmt sich: Rund um die Oberbaumbrücke schlummern Fahrräder,
Einkaufswagen und allerlei anderer Müll auf dem Grund der Spree.
Foto: Volkmar Otto

Berlin-Kreuzberg – Stille Wasser sind tief – im Falle der Spree reicht das nicht. Das Gewässer, das derzeit so ruhig durch das Flussbett wabert, ist auch dreckig und vermüllt. Denn auf dem Grund des Flusses liegen sie in Massen: Einkaufswagen, Fahrräder, Leih-Roller. Entsorgt von Menschen ohne Grips, die scharf sind auf ein lautes Platschen. Der Schrott unter der Wasseroberfläche ist vor allem jenen, die das Wasser lieben, ein Dorn im Auge. Die Initiative „Spree:publik“ geht deshalb nun gegen den Müll vor – mit Enterhaken.

Kein anderes Boot ist weit und breit zu sehen, ungebrochen fließt das Wasser durch die Bögen der Oberbaumbrücke. Vielleicht liegt es am Wind, der erbarmungslos und eisig pfeift? An Deck des Kahns „Rockfisch“ herrscht trotz klirrender Kälte Betrieb, denn der Naturschutz duldet keinen Aufschub. „Vor allem die E-Bikes holen wir lieber aus dem Wasser, so schnell es geht“, sagt Boots-Chef Jan Ebel. „Denn die Akkus sind hochgiftig. Die sollten sich im Wasser lieber nicht auflösen.“ Er holt aus, wirft ein Seil ins Wasser, am Ende ist ein Enterhaken befestigt. Ebel wirft einen Blick hinterher. „Hier ist alles voll“, sagt er.

Gemeinsam ziehen die Männer ein Fahrrad nach dem anderen aus der Spree.
Foto: Volkmar Otto

Jan Ebel ist eigentlich Kindergärtner, außerdem Besitzer eines Hausbootes und Mitstreiter des Förderkreises „Spree:publik“ – unter diesem Namen verbünden sich Menschen, die sich dafür einsetzen, dass die Wasserflächen der Stadt für jeden nutzbar sein sollen. Sie wollen auch Kultur aufs Wasser bringen, erklärt Ebel – und natürlich sei der Umweltschutz ein wichtiges Anliegen. Vor zwei Wochen ist er über die Spree gepaddelt. „Weil es im Moment nicht viel Bootsverkehr gibt, ist das Wasser relativ klar, man kann an manchen Stellen sehr tief sehen. Rund um die Oberbaumbrücke fiel mir auf, dass unter Wasser überall Fahrräder liegen.“

Wer die Angel auswirft, hat sofort etwas am Haken

Er fragte bei seinen Mitstreitern nach, trommelte Helfer zusammen. Am vergangenen Wochenende starteten sie einen ersten Einsatz. Fuhren auf den Fluss, ließen Seile mit Haken ins Wasser und angelten nach Schrott. „Wir mussten schnell feststellen, dass es kein Ende nimmt“, sagt er. Überall könne man die Angel auswerfen und sofort etwas am Haken haben. Warum? „Ich kann mir nur vorstellen, dass es Betrunkene sind, die Spaß daran haben, das Zeug ins Wasser zu werfen“, sagt Malte Jäger (43), einer der Männer an Bord. Er selbst ist Paddler, hat die Verunreinigungen an vielen Stellen gesehen. 

Jan Ebel (39) arbeitet eigentlich als Kindergärtner, ist aber auch stolzer Besitzer eines Hausbootes.
Foto: Volkmar Otto

Nach den ersten zehn Minuten auf dem Wasser türmen sich auf dem Boot bereits die ersten Fundstücke. Ein Einkaufswagen, eine Satellitenschüssel und ein Couchtisch. Sichtbar wird hier aber vor allem eine hässliche Seite der neuen Mobilität: Immer wieder ziehen die Männer Leihfahrräder und -roller aus den Fluten. „Wo viele Menschen sind, gibt es eben leider viele Idioten“, sagt Ebel. „Vielleicht ist es für manche ein Partyspaß, vielleicht haben die Leute etwas gegen die Leihräder.“ Doch auch normale Fahrräder sind dabei. „Die Leute klauen sich nach der Party schnell ein Rad, um nach Hause zu kommen, und entsorgen es dann im Wasser.“

Nicht nur für die Umwelt ist der Unterwasser-Schrott schlecht, sondern auch für Angler, sagt Aljosha Fritzsche. Der 27-Jährige ist Angel-Influencer, veröffentlicht unter dem Namen Joshinator etwa Videos auf YouTube. „Wenn unter der Wasseroberfläche Schrott liegt, verliert man dadurch viele Köder“, sagt er. Tatsächlich hängen an den mit Schlamm und Muscheln verkrusteten Fahrrädern immer wieder kleine Gummi-Fische. „Das ist vor allem für junge Angler ein Problem, denn es geht ins Geld.“ Er wolle aber auch ein Vorbild sein, mit gutem Beispiel vorangehen. „Und das Bild der Angler in der Öffentlichkeit verändern.“

Bisher interessiert sich kaum jemand für die riesigen Schrott-Mengen

Eine Stunde ist vergangen, als der Kahn wieder am Ufer der Spree anlegt. Ein Fahrrad nach dem anderen landet auf einem aufgetürmten Schrotthaufen unterhalb der East Side Gallery. Zuständig dafür habe sich bisher aber niemand gefühlt, sagt Ebel. Er habe viel telefoniert in den letzten Tagen, mit Mitarbeitern bei Behörden und Ämtern gesprochen. „Am hilfreichsten war die Polizei – dort erfuhr ich zumindest, dass es keine Straftat ist, den Müll aus dem Wasser zu holen.“ Am Ende habe sich dann aber doch ein anderer Schrottangler bereit erklärt, den Müll zu entsorgen. Nur der Roller-Anbieter „tier“ habe Interesse gezeigt, ein Vertreter wolle den Schrotthaufen besichtigen. „Und schauen, ob Roller von denen dabei sind“, sagt Ebel.

Aljoscha Fritzsche (27) ist Angel-Influencer – und hilft beim Bergen der Fahrräder.
Foto: Volkmar Otto

Traurig dabei: So groß der Schrotthaufen ist, den die Angler in wenigen Stunden aus der Spree gefischt haben, so riesig ist die Menge, die noch auf dem Grund liegen dürfte. „Es ist krass, wie viel wir gefunden haben“, sagt Maximilian Murawski (25) nach dem Arbeitseinsatz. „Und wir sind gerade nur in der Nähe einer Brücke unterwegs. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Müll da noch liegt.“ Neben Friedrichshain-Kreuzberg gilt vor allem Mitte als Müll-Hotspot – auch hier sind oft Magnetangler unterwegs, die ganze Fahrrad-Armeen aus dem Fluss bergen.

Nicht nur unter Wasser können Mietfahrräder ein Problem sein. Mit einer Ergänzung des Berliner Straßengesetzes will der Senat nun für Ordnung sorgen. Ziel ist, Mieträder, E-Scooter, Carsharing-Autos und andere Fahrzeuge dieser Art stärker zu reglementieren. Das „gewerbliche Anbieten von Mietfahrzeugen“ soll künftig als Sondernutzung öffentlichen Straßenlands gelten. Das bedeutet: Eine Erlaubnis ist erforderlich, die Behörden können Gebühren verlangen und Regeln festsetzen – zum Beispiel, wo die Fahrzeuge abgestellt werden dürfen und wo nicht. „Derzeit liegt der Gesetzesentwurf dem Rat der Bürgermeister vor“, berichtet der Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg. Die Koalition geht davon aus, dass das Gesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet wird.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/umweltschuetzer-fischen-schrott-fahrraeder-aus-der-spree-li.138012

Tagesspiegel-Bericht: Initiative räumt Berlin unter Wasser auf „Unter der Oberbaumbrücke lagen mehrere E-Roller und Fahrräder“

Jan Ebel ist Umweltschützer. Mit der Initiative „Spree:publik“ räumt er auf dem Grund der Spree auf. Ein Gespräch über Lithiumionenakkus, Wurfanker und Besteck. Von Corinna von Bodisco

Aktive von „Spree:publik“ räumten am Sonnabend bei der Oberbaumbrücke auf – unter Wasser. Die Interessengemeinschaft setzt sich dafür ein, „dass Wasserflächen auch als soziokulturelle Ressource wahrgenommen und als Freiraum für zivilgesellschaftliches Engagement verstanden werden“. Außerdem ist ihnen Umweltschutz ein großes Anliegen. Jan Ebel ist einer der Aktiven.

Herr Ebel, wie sieht Friedrichshain-Kreuzberg unter Wasser aus?
Im Moment ist das Wasser extrem klar, da es wenig Schiffsverkehr oder Strömungen gibt. Man kann bis zu drei Metern auf den Grund schauen. Letzte Woche bin ich gepaddelt und dabei entdeckte ich vor allem bei der Oberbaumbrücke mehrere Elektroroller und Fahrräder unter Wasser.

Bestehen die Elektrogefährte nicht auch aus umweltschädlichen Stoffen?
Ja, Lithiumionenakkus sind hochgiftig: gefährlich fürs Wasser, die Unterwassertiere und unter’m Strich auch für die Menschen. Deswegen habe ich der Spree:publik-Community Bescheid gesagt und gefragt: Wollen wir nicht mal die Sachen rausholen? Da waren sofort vier Leute am Start und wir sind am Samstag mit meinem Boot „Rockfisch“ losgefahren.

Wie haben Sie die Fahrräder und die anderen Dinge aus dem Wasser gefischt?
Ich habe mehrere Wurfanker besorgt, die man eigentlich zum Klettern benutzt. Die haben wir an stabile Bootsleinen gebunden, sie dann immer so fünf Meter vom Boot weg ins Wasser geworfen und über den Grund gezogen. Man musste nur einmal kurz ziehen und es hing schon irgendwas dran.

Was war neben Fahrrädern und Rollern noch im Wasser?
Einkaufswägen, Stühle, Sessel, Besteck, ein Klappmesser. Sogar Kassen und ein Brecheisen waren dabei – da wollte wohl jemand Beweisstücke verschwinden lassen. Tiere gab es auch: mehrere Aale und Krebse, die sich in den Fahrrädern versteckten. Natürlich haben wir sie wieder sorgsam zurückgesetzt. Mir sind auch Grundeln aufgefallen, eine asiatische invasive Fischart. Übrigens waren alle Dinge überzogen mit kleinen Muscheln. Am Verrottungsstatus der Fahrräder konnte man sich ausrechnen, wie lange die schon da unten liegen: von ein paar Monaten bis zu zehn Jahren.

Von welcher Menge Unterwassermüll reden wir denn?
Also der Plan war, etwa zehn Roller rauszuholen. In kürzester Zeit stellten wir fest: Das hört nicht auf. Wir haben zu fünft insgesamt drei Stunden richtig hart gearbeitet und das Boot viermal komplett vollgeladen. Insgesamt waren es über 60 Objekte und ich schätze, das war nur etwa ein Viertel von dem, was da unten liegt. Danach waren wir körperlich am Ende – es war kalt und irgendwann zieht das Wasser in die Ärmel. Da lag aber so viel rum, wir hätten noch stundenlang weitermachen können.

Hat Sie irgendjemand bemerkt?
Die Wasserschutzpolizei ist auf uns aufmerksam geworden. Sie haben sich gefragt, ob wir das überhaupt dürfen. Ich hatte schon vor einer Woche bei denen angerufen und da hieß es, sie finden es prinzipiell gut, wenn wir die Sachen rausholen. Das Wasserschifffahrtsamt ist nur dafür verantwortlich, die Fahrrinne für Schiffe frei zu halten. Alles was daneben liegt – die Spree ist natürlich breiter als diese Rinne – sei nicht mehr ihr Job und anscheinend Sache des Bezirks.

Warum denken Sie, werfen die Leute die Gegenstände einfach ins Wasser?
Es gibt viele Idioten oder Partyvolk, die es wie Kinder schön finden, Steine ins Wasser zu werfen. Nur sind es hier eben Einkaufswägen oder Roller. Es gibt bestimmt auch eine politische Motivation, warum Elektroroller ins Wasser geworfen werden. Aber das rechtfertigt nicht die Wasserverschmutzung.

Was passiert jetzt mit dem Unterwassermüll, den Sie am Ufer abgeladen haben?
Das wussten wir zunächst auch nicht, wollten die Dinge aber lieber erst mal aus dem Wasser haben als drin zu lassen. Ich habe die Polizei angerufen, die sehr kooperativ war. Sie will nun mit der BSR in Kontakt treten.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/initiative-raeumt-berlin-unter-wasser-auf-unter-der-oberbaumbruecke-lagen-mehrere-e-roller-und-fahrraeder/26872842.html

Urbanshit.com: Berlin – Guerilla-Bühne auf dem Wasser installiert, für Kultur in Zeiten von Corona

Durch die Corona-Pandemie sind alle Bühnen, auf denen in einer Großstadt wie Berlin sonst rund um die Ihr Programm läuft, aktuell geschlossen. Die virusbedingten Schließungen bringen nicht nur Kulturbetriebe und Kulturschaffende in Existenznöte, sondern die Stadt droht auch kulturell auszutrocknen – macht das urbane Leben einer Stadt wie Berlin doch maßgeblich das vielfältige Kulturangebot aus.

Da alle Bühnen der Stadt momentan geschlossen sind und auch der öffentliche Raum keine Alternative zum Spielen, Aufführen und Zeigen von Kunst und Kultur ist, hat die kreative Protestgruppe Einfach So kurzerhand eine Guerilla Bühne entworfen, die speziell für Kulturangebote in Corona-Zeiten designt ist. Dafür haben sie eine Bühnenskulptur zur freien und partizipativen Bespielung am alten Studentenbad auf dem Kreuzberger Landwehrkanal installiert. Die Bühne kann von jedem frei benutzt werden – ob für Konzerte, Lesungen oder Theater. Zu erreichen die „Isolation Island“ mit dem Schlauchboot, zugeschaut oder gehört kann mit genügend Abstand vom Wasser oder Ufer aus.

Installiert wurde die Guerilla-Bühne vor ein paar Tagen in gerade mal 35 Minuten. Ein Video davon gibt es bei Facebook zu sehen. Mit einem öffentlichen Schreiben haben sich die Macherinnen und Macher dazu parallel an die Berliner Kulturpolitik gewandt:

„Musiker, Schauspieler und Artisten verzweifeln vor Webcams. Straßenmusiker gibt es nicht mehr. Der öffentliche Raum ist tot. Wir haben uns mit der Frage befasst, wie eine seuchenkonforme Kulturplattform aussehen könnte – und haben einfach mal so einen Prototypen gebaut. Keine Sorge, wir haben keine Veranstaltung angesetzt, aber fragen: Unter welchen Bedingungen sind Kulturveranstaltungen denkbar?“

Bekannt wurde die Gruppe unter anderem durch eine Aktion vor zwei Jahren, für mehr Spaß im öffentlichen Raum. Dafür haben sie im Sommer mitten in Berlin 30 Guerilla-Schaukeln aufgehängt.

Um auf dem Laufenden über die Aktionen von Einfach So zu bleiben, folgt der Gruppe auf Facebook oder besucht die Website. Dort könnt ihr auch für weitere Aktionen spenden.

Boote in der Rummelsburger Bucht dürfen bleiben

von Paul Lufter

Und wo wir schon in der Rummelsburger Bucht sind, das Wasserstraßenamt (WSA) hat den Widerspruch des Senats gegen die Ablehnung des Ankerverbots auf dem Rummelsburger See abgelehnt. Die Kosten für das Verfahren trägt der Senat. Wie der Kollege Robert Klages im Sommer berichtet hatte, wollte die Senatsumweltverwaltung ein Anker- und Nachtfahrverbot durchsetzen und befand sich deswegen im Streit mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Die von Regine Günther (Grüne) geleitete Senatsverwaltung wollte nicht mehr, dass die Bucht als dauerhafter Wohnort genutzt wird.

Auf dem Rummelsburger See schwammen im Sommer rund 25 Boote. In einigen befinden sich Ateliers. Die Beschwerden von vielen Anwohner*innen richteten sich vor allem gegen das sogenannte „Lummerland“ – ein Zusammenschluss von Booten und Flößen, der sogar eine Sauna beherbergt. Sie vermuteten Drogenkonsum vor Ort, beschwerten sich über Lärm, Müll und Wasserverschmutzung durch Fäkalien. Handfeste Beweise dafür fehlten wohl.

Bereits Ende Februar hatte die Senatsverwaltung einen Antrag für ein Anker- und Nachtfahrverbot eingereicht. Diesen hatte das WSA im Mai abgelehnt. Die Senatsverwaltung hatte daraufhin im Juni Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid eingereicht. Diesen hat das WSA nun erneut abgelehnt. In dem Schreiben der zuständigen Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) heißt es, es gäbe keinen Anspruch auf das Begehren eines Nachtfahrverbotes vor Ort und „einen gebundenen Anspruch auf Ankerverbot, insbesondere durch die Aufstellung von Ankerverbotszeichen nach Maßgabe des Schifffahrtszeichens A 6 der Anlage 7 zur BinSchStrO hat die Widerspruchsführerin nicht.“

„Wir begrüßen, dass die GDWS und das WSA sich unseren Ansichten anschließen“, teilte der Förderkreises Spree:publik nach der Ablehnung mit. Der Förderkreis setzt sich dafür ein, dass „Wasserflächen auch als soziokulturelle Ressource wahrgenommen und als Freiraum für zivilgesellschaftliches Engagement verstanden werden.“ Bereits im August hatte Spree:publik in einer Stellungnahme festgehalten, dass die Voraussetzungen für die Einführung des geforderten Anlege- und Nachtfahrverbots nicht gegeben sind. Für die Boote und ihre Bewohner dürfte nun Zeit zum Durchatmen und zum Feiern sein. Fürs Erste ist der Fall damit erledigt.

https://leute.tagesspiegel.de/lichtenberg/macher/2019/11/25/104311/boote-in-der-rummelsburger-bucht-duerfen-bleiben/