Euch das Ufer, uns die Spree
Vivien Barnier und die Bootschaft bringen Kino aufs Wasser
Auf einer Wiese am Landwehrkanal sitzen gut 200 Menschen und blicken auf eine Leinwand. Vivien Barnier, 26, ist gleichzeitig Zuschauer und Organisator, denn die Leinwand befindet sich auf der Wackelberry, einem Boot, das er mit einem Kollektiv von etwa 15 Leuten gebaut hat: der Bootschaft. Der heutige Abend nennt sich Floßkino. Gezeigt werden Kurzfilme befreundeter Künstler und einer Dokumentarfilmerin, die einen Film über indigene Völker am Amazonas zeigt. Zuvor hat ein Musiker gespielt, und es gab Kartoffelsuppe, ebenso kostenfrei wie der gesamte Abend. Auf Profit, das wird deutlich, ist die Bootschaft nicht aus.
Auf Profit ist die Bootschaft nicht aus
Die Wackelberry ist ein Katamaran, im Frühjahr 2011 aus Kunststoffschwimmkörpern und Holz erbaut. Die Bootschaft ist eine heterogene Truppe, in der sich Künstler ebenso wie Ingenieure zusammengefunden haben. Sie haben den Anspruch, dass das Boot kein reines Freizeitvergnügen sein, sondern politisch-künstlerischen Zwecken dienen soll. Sie begleiten Demonstrationen oder organisieren Workshops zu ökologischen Themen genauso wie Lesungen, etwa der Asyl-Monologe. Auf die Frage, ob die Wackelberry schon mit der Wasserschutzpolizei in Kontakt kam, muss Barnier lachen. „Am Anfang haben sie uns jedes Mal kontrolliert. Doch ich muss auch sagen: Sie waren immer erstaunlich kulant.“ Fliehen könnten die Aktivisten sowieso nicht: die Wackelberry erreicht kaum mehr als 3,5 Stundenkilometer.
Die Bootschaftler werden oft gefragt, ob sie beim Floßbau beraten könnten. Sie helfen gerne, wobei ihnen der ökologische Aspekt wichtig ist, Barnier beschäftigt sich im Studium mit regenerativen Energiesystemen. Den Strom für das Floßkino liefert ein selbst gebauter Solarzellenwagen. Jannis von Oy
Weitere Floßkinotermine gibt es auf www.bootschaft.org